Sprache – was ist das eigentlich?


Sprache umfasst weit mehr als Sprechen!

Die Fähigkeit, Sprache zu erzeugen und zu verstehen, ist eines der wichtigsten Merkmale, die den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet. 

Als Sprache bezeichnet man nicht nur das Sprechen, also die aus Wörtern bestehende verbale Kommunikation, sondern auch die nonverbalen Kommunikationsformen wie die Körpersprache mit ihren Bereichen Mimik und Gestik. Die Schrift und die akustische Übertragung durch Schallwellen per Telefon ermöglichen die Kommunikation zwischen Menschen, die sich nicht sehen. Die Gebärdensprache (visuell-räumlich, z.B. bei Gehörlosen) oder die Blindenschrift (haptisch/taktil) bieten auch Menschen mit einer Behinderung die Chance, differenziert miteinander zu kommunizieren.

Wenn wir miteinander reden, „sprechen“ wir gleichzeitig mit Worten und mit unserem Körper. In der Körperhaltung, Gestik, Mimik oder Lautstärke, im Augenausdruck oder Stimmklang spiegelt sich ein Teil unseres emotionalen Erlebens wider, wir drücken aus, in welcher Stimmung wir uns befinden. Unser Gegenüber erkennt sehr schnell, ob wir gut gelaunt sind oder nicht.

Die Körpersprache

Die Körpersprache ist das älteste und universellste Kommunikationsmittel. Sie hat genetische Wurzeln. Bei aller Individualität und kulturellen Verschiedenheit hat die Körpersprache doch einen Grundstock an universellen Signalen, die jeder Mensch auf der Welt verstehen und einordnen kann. Schon Säuglinge beherrschen sie: Sie verziehen das Gesicht vor Schmerz, Kummer oder Freude. Mithilfe ihrer Körpersprache drücken sie Gefühle aus.

Die Sprache ist für die menschliche Entwicklung von grundlegender Bedeutung, denn:

  • Sprache , Denken und soziales Verhalten stehen in einem engen Zusammenhang.
  • Sprache ist ein wichtiges Werkzeug für die späteren Lernprozesse, denn unser Denken ist von Sprache geprägt (wir denken mehr mit Wörtern als in Bildern)
  • Sprache gibt uns die Möglichkeit, unsere Emotionen auszudrücken.

Kommunikation und Sprache

Die menschliche Sprache ist ausgesprochen kompliziert und nicht nur eine Aneinanderreihung von Wörtern, sondern ein komplexer und vielschichtiger Kommunikationsprozess.

Paul Watzlawicks kommunikationstheoretische Grundsätze

Paul Watzlawick war ein bekannter Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut und Autor. Er stellte fünf Grundregeln auf, die die menschliche Kommunikation erklären.

Man kann nicht nicht kommunizieren

Jede Kommunikation ist Verhalten, und genauso wie es nicht möglich ist, sich nicht zu verhalten, kann man nicht nicht kommunizieren.
Paul Watzlawick geht von der Annahme aus, dass jedes Verhalten in einer sozialen Situation einen Mitteilungscharakter besitzt. Wir machen unsere Aussage sowohl über die Sprache, als auch über alle uns zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel. Das kann bewusst oder unbewusst, beabsichtigt oder unbeabsichtigt geschehen.

Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt

Ein Beispiel wäre eine Mutter, die verärgert über ihr Kind ist. Sie sagt nichts und schaut die ganze Zeit auf ihre Hände. Zunächst könnte man annehmen, sie würde nicht kommunizieren. Dennoch tut sie es, indem sie deutlich zeigt, dass sie im Moment keinerlei Kontakt möchte. Dadurch ignoriert sie demonstrativ die Annäherungsversuche ihres Kindes.

Jede Information besitzt nach Watzlawick einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Wir übermitteln also nicht nur reine Sachinformationen, sondern teilen unseren Gesprächspartnern auch immer etwas über die Beziehung zu ihnen mit. Je nach Situation wird mal der eine, mal der andere Aspekt überwiegen. Handelt es sich um eine Wissensvermittlung, wird eher der Sachaspekt im Vordergrund stehen. Ist man daran interessiert, die zwischenmenschliche Beziehung zu verbessern, dann wird der Schwerpunkt auf dem Beziehungsaspekt liegen. Dabei nimmt die Beziehung, die wir zu einem Menschen haben, immer einen starken Einfluss auf die Kommunikation.
Wird eine negative Beziehung auf die Inhaltsebene übertragen, kann es zu einer Vermischung beider Aspekte kommen. Das führt zu einer gestörten Kommunikation!

Denke zum Beispiel einmal an eine Diskussion mit einem Menschen, den du unsympathisch findest. Sicherlich hat er es mit seinen Argumenten schwerer als ein Gesprächspartner, der dir ausgesprochen sympathisch ist.

Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung

Paul Watzlawick ist der Meinung, dass jede Kommunikation eine Reaktion auslöst. Er bezeichnet das als Interaktion.
Der eigentliche Beginn einer Kommunikation kann nicht festgelegt werden. Jeder Teilnehmer beeinflusst durch sein Verhalten den Gesprächsverlauf. Auf jedes Verhalten folgt eine Reaktion, so dass ein kreisförmiger Verlauf ohne Anfangspunkt entsteht.

In Anlehnung an: https://www.paulwatzlawick.de/axiome.html, Pkt 3

Dieses Bild zeigt, dass es sich um einen Kreislauf handelt. Die Mutter schimpft mit dem Kind, das Kind reagiert bockig. Sein Verhalten bewirkt bei der Mutter, weiter zu schimpfen, so dass das Kind wiederum bockig reagiert. In so einer Situation bedarf es einer Verhaltensänderung von Seiten der Mutter, um diese Kommunikationssituation zu beenden und den „Teufelskreis“ zu durchbrechen.

Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten

Bei der analogen Kommunikation entspricht die Informationsübermittlung der nonverbalen Kommunikation. Die Informationen sind indirekt, sie können über die Körperhaltung, die Mimik oder den Blick erfolgen. Aber auch der Tonfall, ein Lächeln oder ein Wegschauen teilen uns etwas mit.

 Bei der digitalen Kommunikation werden die Informationen in eindeutigen Zeichen, bezogen auf die Sprache, also in Buchstaben und Wörtern, vermittelt. Da sie sich auf den Inhalt einer Nachricht bezieht, können über die Sprache Wissen und komplexe Zusammenhänge deutlich gemacht werden.

Folgendes Beispiel zeigt das ganz deutlich. Hat eine Person etwas nicht verstanden, würde sie im Rahmen der digitalen Kommunikation sagen: „Das habe ich jetzt nicht verstanden.“ Bei der analogen Kommunikation würde sie die Stirn runzeln.

Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär

Bei einem symmetrischen Kommunikationsablauf handelt es sich um zwei Gesprächspartner, die auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. Sie konzentrieren sich auf ihre Gemeinsamkeiten. Wazlawick nennt es auch ein „spiegelhaftes Verhalten“ der Partner. 

Bei einem komplementären Kommunikationsablauf stehen die Unterschiede zwischen den beiden Gesprächspartnern im Vordergrund. Die beiden Gesprächspartner können diesen Unterschied positiv nutzen und sich gegenseitig ergänzen oder – im negativen Fall – wird der eine Gesprächspartner vollkommen unterordnet und von der anderen Person dominiert. 

Jede Kommunikation beeinflusst sowohl das Verhalten als auch die Beziehung der jeweiligen Kommunikationspartner.

Symmetrisch kommunizieren meistens Freunde miteinander. Sie haben in etwa das gleiche Alter und die gleichen Interessen.
In einer komplementären Kommunikation ist ein Gesprächspartner immer überlegen. Beispiele dafür wären die Beziehung zwischen Eltern und Kind, Arzt und Patient, Lehrer und Schüler oder zwischen einem Chef und seinen Angestellten.

Bedeutung von Sprache

Sprache ist im menschlichen Zusammenleben das wichtigste Mittel zur Verständigung. Und nur im Miteinander mit euch können Kinder sprechen lernen, denn ihr nehmt als Bezugspersonen von Anfang an großen Einfluss auf die Sprachentwicklung eures Kindes. Um Sprache entwickeln zu können, braucht euer Kind Zuneigung, Wärme und genügend sprachliche Anregungen. Erst in der gemeinsamen und wechselseitigen Kommunikation erhält euer Kind die Motivation und Ermutigung, die es für seine sprachliche Entwicklung benötigt.