Welche Voraussetzungen brauche ich zum Sprechen?


Zum Sprechen brauche ich viele Teile des Körpers, die harmonisch zusammenspielen. Diese Körperbereiche, die aktiv oder passiv zur Erzeugung von Lauten benötigt werden nennt man Sprechwerkzeuge oder Sprechorgane. Dazu gehören hauptsächlich:

  • die Lunge
  • der Kehlkopf
  • die Zunge
  • die Zähne und
  • die Lippen. 

Unsere Sprechwerkzeuge

Bevor ich auf die Bedeutung der Sprechwerkzeuge für das Sprechen eingehe, möchte ich erwähnen, dass sie nicht nur der Produktion von Lauten dienen, sondern auch andere wichtige Funktionen erfüllen:

So ist die Lunge für die Atmung zuständig und der Kehlkopf mit seinem Kehldeckel verhindert, dass beim Schlucken etwas in die Luftröhre gerät. Die Zunge wird für den Transport von Nahrung innerhalb des Mundes benötigt und liefert uns zu dieser Nahrung wichtige sensorische Informationen über den Geschmack oder die Temperatur. Die Zähne dienen dem Zerkleinern von Nahrung und so weiter ….

Funktion der Sprechwerkzeuge

Auf der folgenden Skizze siehst du den Aufbau der einzelnen Sprechwerkzeuge und ich werde einmal versuchen, den Zusammenhang zwischen ihnen zu verdeutlichen .

Die Luft tritt durch die Nase in den Körper ein. Die Nase besteht aus zwei Teilen, der äußeren Nase und der Nasenhöhle.
Der Rachenraum verbindet die Nase mit dem Kehlkopf und gleichzeitig die Mundhöhle mit der Speiseröhre, somit dient der größte Teil des Rachens sowohl als Speiseweg als auch als Atemweg:

  • Der oberste Abschnitt des Rachens wird nur von Luft durchströmt.
  • Der mittlere Rachenabschnitt besitzt eine Verbindung zur Mundhöhle und dient sowohl als Luftweg als auch als Speiseweg. 
  • Der unterste Rachenabschnitt, der Kehlkopfrachen, ist zweigeteilt und besteht im vorderen Teil aus dem Kehlkopf, durch den die Luft zu den Lungen transportiert wird, und im hinteren Bereich aus der Speiseröhre, durch die die Nahrung zum Magen befördert wird.

Die Atmung

Bei der Einatmung strömt die Luft durch die Nase in den Rachen. Durch den Rachen, vorbei an Kehlkopf und Stimmbändern, wird die Luft in die Luftröhre bis zur Lunge gesogen.
Beim Einatmen muss sich die Lunge ausdehnen. Dabei zieht sich das Zwerchfell zusammen und macht Platz, so dass sich die Lunge auch nach unten ausdehnen kann.

Bei der Ausatmung entspannt sich die Atemmuskulatur wieder und das Lungenvolumen verkleinert sich, so dass die Luft wieder durch die Atemwege hinausgedrückt wird.
Das Ausatmen erfolgt eigentlich automatisch – ansonsten würde ja keiner von uns die Nacht überleben. Allerdings können wir das Einatmen und Ausatmen bewusst herbeiführen, denn das ist die einzige autonome Grundfunktion unseres Körpers, die wir auch willentlich beeinflussen können. Das passiert beispielsweise beim Husten, Sprechen oder Singen, denn die Atmung ist notwendig für die Stimmerzeugung.
Mit der kontrollierten Ausatmung von Luft kann man die im Kehlkopf befindlichen Stimmbänder in Schwingungen versetzen und erzeugt so Töne.

Der Mundraum

Der Gaumen trennt die Mundhöhle von der Nasenhöhle. Er ist die obere Wand innerhalb der Mundhöhle und besteht aus zwei Teilen.

Der erste Teil wird als harter Gaumen bezeichnet und reicht weit in die Mundhöhle bis zu den Weisheitszähnen hinein. Er ermöglicht es, beim Sprechen gewisse Laute zu bilden, indem er der Zunge und den Lippen einen Widerstand bietet.

Daran schließt der zweite, weiche Gaumenteil an. Dieser Bereich wird auch Gaumensegel genannt. Es trennt den Mundraum vom Nasen- und Rachenraum. Beim Essen erfüllt das Gaumensegel eine wichtige Funktion. Während des Schluckens wird es nach oben gezogen und versperrt so den Weg zur Luftröhre und zur Nasenhöhle, so dass das Essen in die Speiseröhre gelangt.

Beim Sprechen ist das Gaumensegel ebenfalls von Bedeutung, denn es reguliert den Luftstrom. Ist es gehoben, so ist die Lautbildung im Mundraum möglich. Ist es gesenkt, kommt es zum Verschluss des Mundraumes und der Nasenraum ist geöffnet. Er wird zu einem Resonanzraum, in dem stimmhafte nasale Laute wie das „m“ oder das „n“ gebildet werden können.

Die Lippen

Die Lippen bilden den vorderen Verschluss des Mundraums. Sie setzen sich aus einer Ober- und einer Unterlippe zusammen, welche ober- beziehungsweise unterhalb der Öffnung des Mundes liegen und im Mundwinkel miteinander verknüpft sind.

Die Lippen reagieren als Teil des Tastsinns sehr empfindlich auf Berührungen, Wärme und Kälte. Sie sind daher sowohl bei der Nahrungsaufnahme, als auch beim Erforschen von Gegenständen (Babys nehmen fast alles in den Mund) sehr wichtig. 

Außer beim Essen nehmen die Lippen eine große Rolle innerhalb der Kommunikation ein.
In und rund um die Lippen befinden sich mimische Muskeln. Diese sorgen dafür, dass du die Lippenbewegungen steuern kannst. Sobald du die Muskeln bewegst, entsteht eine Emotion auf deinen Lippen, wie zum Beispiel ein Lächeln. Durch gezielte Bewegungen der Lippen kannst du verschiedene Emotionen wie Ärger, Trauer oder Wut zum Ausdruck bringen. 
Auch für eine korrekte Aussprache von Lauten sind sie von großer Bedeutung, denn sie werden bei der Bildung der Lippenlaute (z.B. P, B, F und M) benötigt. 

Die Zunge

Die Zunge füllt bei geschlossenem Mund die Mundhöhle fast vollständig aus. Sie ist ein extrem beweglicher Muskelapparat, der dreidimensionale Muskelfasern beinhaltet, die jeweils in eine andere Richtung verlaufen. Dadurch lässt sich die Zunge heben und senken, einrollen, hin und her bewegen und herausstrecken.
Ohne ihrer große Beweglichkeit wäre die Nahrungsaufnahme kaum möglich und durch ihre Funktion als Sinnesorgan können wir mit der Zunge fühlen und schmecken.

Auch beim Sprechen spielt die Zunge eine große Rolle. Aufgrund ihrer extremen Beweglichkeit ist sie wesentlich an der Lautbildung beteiligt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Luftstrom aus der Lunge über den Kehlkopf in den Rachen und die Mundhöhle gelangt und dort die Töne aus der Kehle durch das Zusammenspiel von Zunge, Lippen und Zähnen zu deutlichen Buchstaben und Wörtern geformt werden.